Traditionen
Traditionen in Fredersdorf
Was wäre dörfliches Leben ohne Pflege alter Sitten und Gebräuche? Erhaltenswertes zu bewahren ist uns wichtig, weil es die Ortsverbundenheit stärkt. Alte und jüngere Traditionen bilden in Fredersdorf eine unverwechselbare Einheit, die nicht nur „Alteingesessene“ sondern auch Zugezogene einbezieht.
Mit Glockengeläut um Mitternacht wird seit alten Zeiten ein neues Jahr begrüßt. Mit dem öffentlichen Leeren unseres uralten Opferstockes in der Kirche folgt im Januar ein Ritual, das an eine frühere Tradition anknüpfend seit 2010 praktiziert wird. Die wertvolle ehemalige Schatztruhe der Kirchengemeinde aus vorreformatorischer Zeit wird nur einmal jährlich geöffnet, um den Inhalt zu entnehmen, den Spender in der Zwischenzeit eingeworfen haben. Der Erlös kommt dem Erhalt des historischen Gebäudes zugute.
Der Neujahrsempfang im Saal der ehemaligen Gaststätte hat sich seit 2014 erfolgreich etabliert. Vor versammelter Dorfgemeinschaft lassen wir das letzte Jahr Revue passieren, wobei sich alle Vereine und Interessengruppen in Wort und Bild präsentieren. Gemeinsam werden neue Pläne für künftige Projekte geschmiedet und Informationen über aktuelle Probleme ausgetauscht.
Seit alten Zeiten wird die Tradition des Osterfeuers gepflegt. Am Abend des Ostersamstags versammelt sich die Dorfgemeinschaft, um im Schein des von der Feuerwehr entzündeten Feuers froh gestimmt das Osterfest zu erwarten, das nach christlichem Verständnis ein „Fest des Lebens“ ist und die dunkle (Fasten)Zeit beendet.
Der Brauch eines gemeinsamen Osterspazierganges am zweiten Ostertag hat sich zwar erst in jüngerer Zeit etabliert, erfreut sich aber großer Beliebtheit. Beginnend mit einem Festgottesdienst in der Kirche, trifft sich die Dorfgemeinschaft. Nach gemeinsamem Mittagessen erfolgt der Aufbruch zum Osterspaziergang. Unter Regie der Wanderführer (Zwei Ehepaare haben sich offiziell dazu ausbilden lassen.) geht es hinaus in die Natur, wobei die Streckenführung zuvor nicht verraten wird. Unterwegs gibt es allerlei Wissenswertes zu erfahren, die Kinder folgen den Spuren des Osterhasen und werden fündig.
Wer nicht wandern kann oder möchte, hat die Möglichkeit, die Tour auf einem Kremser zu begleiten. Wieder im Dorf angekommen, lädt eine Kaffeetafel, die mit selbstgebackenem Kuchen gemeinsam gedeckt wurde, ins Dorfgemeinschaftshaus ein. Viele Senioren erwarten die Wanderer hier bereits, denn auch ohne mitgewandert zu sein, sind alle Bürger willkommen.
Das Aufstellen einer Pfingstmaie geht weit in die Geschichte zurück und bedarf „handfester“ Vorbereitungen. Bereits am Karfreitag schlagen junge Männer im Wald einen passenden Baum und bringen ihn auf einem historischen Karren ins Dorf. Säuberlich geschält muss der Stamm dann sieben Wochen lang trocknen, bis er am Pfingstsamstag vor versammeltem Publikum aufgestellt wird. Das kann ein echter Kraftakt sein, denn die mit frischer Birkenkrone und bunten Bändern geschmückte Maie muss per Muskelkraft Stück für Stück in die Höhe geschoben werden. Die kräftezehrende Aktion wird von zahlreichen Fredersdorfer Männern unterstützt. Bis zu 40 Helfer können nötig sein, um ein großes Exemplar aufzustellen. Bevor nach getaner Arbeit das gemeinsame Feiern beginnt, wird die Maie meistbietend versteigert oder auch verlost.
Die alte Tradition des Erntedankfest-Feierns hat sich in Kombination mit neuen „Bräuchen“, zu einem echten Highlight im dörflichen Leben entwickelt. Unter dem Motto „Fredersdorfer für Fredersdorfer“ trägt praktisch das ganze Dorf dazu bei, aus eigener Kraft ein unverwechselbares Fest zu feiern. Da werden Erntegaben zum Schmücken der Kirche vorbereitet, kuriose oder besondere Früchte zum Ausstellen gesammelt, Kürbisbowle zubereitet, Preise für eine Tombola gespendet, Kuchen gebacken, Speisen fürs Erntebüfett zubereitet oder Dekoration hergestellt. Viele helfende Hände sorgen darüber hinaus für einen reibungslosen Ablauf. Wenn das Fest mit einem Erntedankgottesdienst beginnt, sind Kinder mit einem Anspiel dabei. Kirchenchor und Bläsergruppen begleiten musikalisch. Nach Begutachtung der Erntegaben geht es hinaus auf den Festplatz am Dorfgemeinschaftshaus. Am gemeinsam zusammengestellten Büfett warten Köstlichkeiten darauf, verkostet zu werden. Tombola und Quiz mit Fragen zu dörflichen Besonderheiten sorgen für Kurzweil und Spaß. Kinder betätigen sich beim Basteln, gemeinsamen Spielen oder gehen auf Schatzsuche. Auch die Idee, das Programm mit Themen aus dem dörflichen Leben zu verbinden, stößt auf großes Interesse. Zuletzt konnte mit mehr als 40 Darstellern sogar eine ortstypische Bauernhochzeit nachgestellt werden. Die Original-Kostüme und Accessoires , darunter echte Schätze, hatten viele Familien selbstverständlich zur Verfügung gestellt. Selbst Kinder und Jugendliche schlüpften gern in Rollen mit historischer Garderobe, die 100 Jahre und älter sein konnte. Lebhaftes Erinnern bei Älteren, staunendes Interesse bei Jüngeren, überall aber freudige Zustimmung hatte die Dorfgemeinschaft einmal mehr generationsübergreifend verbunden.
Obwohl wir heute andere Formen der Kommunikation nutzen, sind unsere Ausbimmler zu dörflichen Höhepunkten gern gesehen. Nach historischem Vorbild schwingen sie dann die alte Gemeindeglocke, um aktuelle Neuigkeiten zu verkünden.
Funktionierender Gemeinsinn findet letzten Endes auch im Trauerfall Ausdruck. Grab- und Trägerdienste werden Dorf intern selbst organisiert und von hier lebenden Männern als Ehrenpflicht übernommen. Es gilt als Selbstverständlichkeit, Menschen aus unserer Mitte unter allgemeiner Anteilnahme würdevoll zu verabschieden..
Pflege der einheimischen Mundart
Dem kulturellen Erbe verbunden fühlen wir uns durch Pflege der einheimischen Mundart, obwohl das alte Platt im Alltag kaum noch präsent ist, wird es verstanden und als identitätsstiftend empfunden. Als zum Ortsjubiläum 2013 eine Sammlung von Geschichten in Mundart veröffentlicht wurde, gab es den Wunsch, diese „Sprachpflege“ fortzusetzen, die verknüpft mit Erinnerungen an frühere Zeiten zugleich ein Stück Ortsgeschichte reflektiert. Insofern gehört es zu den Höhepunkten unserer Dorffeste, wenn alljährlich wieder neue Geschichten in
Mundart erzählt werden. Erfreulicherweise handelt es sich bei den Vortragenden mit Vater und Sohn um Vertreter junger Generationen.
Wie man weeß, jebbt et beei uns in’n Fläming Steene in Hülle un Fülle. Det hangt doamet desamn, det unse Landschaft vor langer Tiet dorch jrote Iesmassen entstoan is, die sich hier langjewälzt hän.
Doabeei wurre Allerleei metjeschleeft, wat hingerhäe leeien bliech. Ob jrote Klamotten oaler kleene Feldsteene, alles kann man hier bes hüete fingen.
Weil Steene upp Felder oaler Wischen nich jut sin, wenn drupp Landwirtschaft bedräemn werrn sall, mussten sich de Lüele hier all immer doamet rumschloan.
Am schlimmsten mutt det for unse Vorfoarn, die Fräes- dörp uppjebaut hän, jewesst sin. Die Steene wurrn affjeroppt, desamnjeführt un millewäe int Dörp upp’n jroten Hub jeschütt.
Doamet wollten se äere Kirche bauen. Bes et doamet losjoan künne, musste awwer jeler Steen ersch moal behauen werrn, det jroale Wänne entstoan. So anne zähndausend Steene sin upp die Oart tum Vermauern passend jemoakt worrn.
Wenn man bedenkt, det sowat alles in Handarweet passiert is, kann man hüete bloß staun. Met wie vülle Kraft un Utdauer sin de olln Fräesdörpschen doa ant Werk jejoan!
Wann jenau die Kirche fertich war, lott sich met Bestimmtheet nich saien.
Beei Fräesdörps erschte urkundliche Erwähnung het se awwer schon jestoan. Weil det all öwwer 700 Joare här is, mutt unse Kirche öller sin.
Wat is seitdem nich alles passiert! Wenn Steene räedn künnten, hätten uns die olle Mauern met Sicherheet vülle de vertellne.